Dienstag, 17. Mai 2011

Ich lebe im Jetzt, ich darf das.

Nach Ausflügen in Kindheit und Jugend denke ich jetzt mal, genau jetzt, über das Jetzt nach. Mit dem ich eigentlich zufrieden bin, soweit ich das beurteilen kann.

Weiterentwicklung. Das ist das, was jeder Mensch durchmacht. Eigentlich sein ganzes Leben lang. Veränderungen, ja, sie sind beständig (wer sagte das nochmal?). Und wenn jemand zu mir sagen würde „Hey, du hast dich ja gar nicht verändert“, dann würde ich genau so reagieren wie Herr Keuner: erbleichen.
Ja, ich bin froh, dass ich mich verändert habe. Und ich finde es fast traurig, wenn ich merke, dass andere Leute dazu nicht in der Lage sind. Nein, traurig find ich das nicht. Ich würde lieber darüber lachen.
Klar, ich kann mich immer noch in der Zeit verlieren und im Matsch spielen, auch ohne ein Kind zu sein. Und am Ende des Tages falle ich doch wieder zurück in die Realität, in der ich Anfang zwanzig bin und mich irgendwie selber um meine schmutzige Wäsche kümmern muss. Aber ich kann Unfug machen, wenn ich will. Ich kann auch wieder der Teenie sein, der unbekümmert von einer Partynacht und die nächste schwebt und sich keine Gedanken ums Morgen macht. Klar, das kann ich auch noch. Aber auch da sammelt sich schmutzige Wäsche an.
Irgendwie ist es diese Vernunft, das rationale Denken, das mich irgendwie verändert hat. Dass mir plötzlich inmitten der Spielereien einfällt „Mist, ich brauch noch was für’s Frühstück morgen“, woraufhin ich in den Supermarkt gehe. Und an der Fleischtheke kriege ich schon lange keine Mortadella mehr. Dann kaufe ich mir halt welche.
Und auch der Umgang mit anderen Leuten, mit Freunden, ist nicht mehr derselbe und das finde ich gut. Ich muss niemanden mit Einträgen à la „Herz Herz Herz Du bist so supertoll, der/die Allerbeste Herz Herz Herz“ zuspammen, geschweige denn mich einschleimen. Weil das, was man macht, ob man sich wohl fühlt, wie man sich ansieht, ob man gemeinsam lachen kann, noch immer, doch eigentlich viel bedeutender sind als schwachsinnige Liebeserklärungen unter Freunden. Ich war nie so die Person für große Gefühle (auch, wenn ich sie habe), zumindest nicht wenn es darum geht, sie mitzuteilen. Was das angeht, habe ich mich halt nicht weiterentwickelt. Und das ist auch gut so.
Gut ist auch, dass ich bin, wie ich bin. Manchmal zumindest. Früher dachte ich immer, dass später alles einfacher wird. Heute denke ich, dass manche Sachen noch komplizierter sind als früher. Sind sie auch. Aber ich bin nicht noch komplizierter geworden. Die Einstellung verändert sich, die Hintergrundfarbe.
Und ich feier das. Und ich schmeiße Partys für mein eigenes Wachsen, für das, was ich erreicht habe, was wiederum nur möglich ist durch das, was mir passiert ist und so. Ja, ich feier mich manchmal selber, wenn ich so nachdenke. Dann finde ich es super, mir niemals gesagt haben zu lassen, wie ich zu sein und was ich zu machen habe. Dann finde ich es super, immer meinen eigenen Kopf gehabt zu haben und ein eigenes Herz. Dann finde ich es super, niemals in einer festgefahrenen Clique gewesen zu sein, nach der ich mein ganzes Leben und meine freien Wochenenden hätte planen müssen. Und dann finde ich es super, mal rausgeblickt zu haben, indem ich meine Träume verfolgt habe. Indem ich gesagt habe „Ich bin dann mal weg“ und mich letztendlich immer nur für das entschieden habe, was meine Intuition sagte. Ich finde es super, dass ich das alles gemacht habe. Dass ich mich kennengelernt habe, mir selber vertrauen kann und auch mit mir alleine sein kann und das auch gerne. Ich glaube, sowas nennt man Weiterentwicklung oder Veränderung. Oder einfach „Erwachsenwerden“. Menschen, die ihre Gelegenheiten nicht packen, kann ich nicht verstehen. Die nicht mal weg wollen. Solange wir zwei Beine und ein Hirn haben, sollten wir laufen, wohin der Wind uns trägt, ausbrechen, den Rücken kehren und eigene Erfahrungen sammeln. Mal wissen, wie es sich anfühlt, auf eigenen Beinen zu stehen. Wissen, wie es sich anfühlt, seine Wäsche selber zu waschen. Das fühlt sich nämlich super an.
Ich bin gespannt auf das, was noch kommt. Was es auch ist, ich hab Bock drauf. Ich bin gespannt, wie ich beispielsweise mit dreißig über mein Twentysomething-Dasein denke. Ob ich’s im Nachhinein immer noch so feiern werde wie jetzt. Ja, und irgendwie freue ich mich auch auf’s Älterwerden. Die Erfahrungen. Was man noch so sieht. Was einem passiert. Was einen fertig macht. Und was einen dann noch aufmuntern kann. Sogar auf die Falten freue ich mich, die zeigen nämlich, dass ich lache und kein gefühlskaltes Wesen bin. Ich bin keine krasse Powerfrau, die eine krasse Karriere hinlegen wird, diesen Weg habe ich nämlich nicht gewählt. Ich hab nur meine Worte, ein bisschen Herz und ein bisschen Verstand; auch mal weniger Herz und mehr Verstand oder mehr Herz und zu wenig Verstand. Und ich habe mich. Und das find ich super. Das werde ich erst mal feiern. Laut, lange und ausgiebig. 



2 Kommentare:

  1. wie recht du hast, herdis. feier dich! jeden tag! und freu dich auf das, was dir noch alles bevor steht!
    es wird nicht immer ein zuckerschlecken sein, aber du bist zum glück jemand, der augen und ohren für die vielen schönen dinge auf dieser welt hat. so werden noch ganze viele tolle zeiten auf dich zukommen.
    und solange du dich noch über schmutzige wäsche freuen kannst, ist sowieso alles gut!
    alles reine einstellungssache :)

    AntwortenLöschen
  2. Veränderungen sind immer gut, auch wenn ich meistens versuche sie zu vermeiden. Ich mag Veränderungen nicht:-) Aber meine Falten, die liebe ich und über jede freue ich mich, denn das bin ich. Ich habe mir nie sagen lassen wie ich zu sein habe, war immer ich selbst und das bin ich heute noch und das werde ich auch morgen und übermorgen noch sein. Komme was wolle. Ich werde mich niemals verbiegen lassen um irgendwen zu gefallen. Also Feier dich und lass es krachen:-)

    AntwortenLöschen