Dienstag, 22. April 2014

tschüüüß, cassy

es ist heute auf den tag genau sechs wochen her, dass ich cassy getroffen habe. sechs wochen lang habe ich mit cassy socken, bett und alles andere geteilt, was man so teilen kann (nur in der dusche blieb mir ein wenig privatsphäre). cassy hat mir wirklich sehr, sehr geholfen. nachdem ich mir zwei bänder riss, gab sie mir den halt, den mir mein sprunggelenk nicht geben konnte. sie hat mir schmerzen genommen. oder waren es die schmerzmittel? ich weiß es nicht mehr, aber es hat gut getan. cassy hat mir oft einen sitzplatz in der bahn verschafft und einige mitleidige blicke verursacht - hey, leute, ich habe einen bänderriss, ich bin nicht todkrank, das wird wieder, und ich habe auch noch andere lebensinhalte, hätte ich zu oft zu gern gesagt. aber egal. cassy hat mir außerdem bewiesen, dass ich durchaus dazu in der lage bin, sechs wochen am stück mit derselben person (äääh, ja) zu verbringen - eine vorstellung, die mir bisher angst gemacht hat. und cassy hat mich zum nachdenken gebracht. wenn man viel, viel zeit und wenig bewegung hat, fängt man irgendwann an, alles zu überdenken und kommt auf die banalsten sachen und das kann, so simpel das klingt, manchmal doch sehr hilfreich sein. cassy hat mir gezeigt, dass auch der alltag voller abenteuer steckt. ich erinnere mich da nur ans wäschewaschen und bahnfahren. dank cassy habe ich gelernt, auch solche dinge nicht einfach hinzunehmen. ich hoffe, das bleibt. 
aber zum ende hin, ne. die letzten anderthalb wochen. da hatte ich genug von cassy und das tut mir schon ein bisschen leid, wie ich leise in mich reingeflucht habe (sie hätte es ja mitbekommen und ich wollte sie nicht kränken). aber es ist so: ich brauchte sie eigentlich nicht mehr. ich wollte sie nicht mehr brauchen. mein fuß wollte ausbrechen. ich habe mir gewünscht, dass cassy beim gehen von mir abfällt wie die beinschiene von forrest gump, als er zum ersten mal rennt. ist aber nicht passiert. auch sowas passiert wohl nur in filmen. also blieb cassy. 
bis heute.

denn heute musste ich wieder zum doktor. genauer gesagt zum ersatzdoktor, weil mein doktor im urlaub ist. der sagte, ich brauche cassy nicht mehr. stattdessen soll ich langsam und vorsichtig anfangen, alles normaler zu machen und ich werde einige mal zum phsysiotherapeuten müssen. er gab mir diverse rezepte mit und mit einem ging ich dann ein paar häuser weiter und da haben mir zwei sehr nette damen meinen neuen kumpel vorgestellt. 
und mein neuer kumpel heißt igor. zufälligerweise heißt die hauptfigur, des buches, das ich gerade lese, auch igor (ich habe bereits hier von dem buch berichtet). ich habe im wartezimmer darin gelesen und mir fiel nichts anderes ein, und die bandage hat auch so eine komplizierte bezeichnung, die ich mir nicht merken konnte. deswegen igor. 



mein neuer freund, igor.



igor ist wesentlich platzsparender als cassy. und natürlich viel dehnbarer und so. trotzdem stützt auch igor noch das, was mein füßchen noch nicht wieder halten kann. zudem ist igor quasi unsichtbar. denn damit igor funktioniert, muss ich ihn direkt auf der haut tragen. das ist nicht unangenehm, sondern fühlt sich einfach wie eine enge, halbe socke an. außerdem ist igor nicht, wie cassy, aus kunststoff und man kann igor auch mit hand waschen, sollte er mal dreckig oder nass werden. angeblich, so sagt der doktor, muss ich igor auch nicht, wie cassy, tag und nacht tragen. ich merke aber schon, dass ich nun trotz oder wegen igor wieder um einiges wackeliger bin, also auch vorsichtiger, deswegen werde ich vor allem die ersten tage noch viel zeit mit igor verbringen. einfach auch, damit wir uns aneinander gewöhnen. 
unter igor sieht mein fuß schon wieder fast normal aus. und da igor, wie erwähnt, weniger platz einnimmt als cassy, kann ich auch - endlich - wieder normale schuhe tragen. also, ich habe jetzt auch normale schuhe getragen, aber eben nicht meine lieblingsschuhe, weil ich nicht wollte, dass cassy sie ausleiert. dann fiel mir ein, dass igor und ich ja sogar flipflops tragen können - whohohooo! darin zu laufen ist zwar momentan quasi unmöglich und eine ganz, ganz dumme idee, aber wir konnten uns ein kleines fotoshooting mit meiner havaianas-kollektion nicht nehmen lassen.



igor in meinen havaianas aus australien, genauer
gesagt aus cairns. die sind nun etwa 6,5 jahre alt.
und man verzeihe mir bitte
meine schlechte pediküre.




igor kann auch grün tragen.




und zu guter letzt: die havaianas aus brasilien.
da sind die ein bisschen günstiger als hier.



ich kann gar nicht sagen, welche ihm am besten stehen. er ist selbst so sehr gemustert, ich weiß auch nicht. in sachen schlichtheit in der optik gewinnt auf jeden fall cassy. aber man soll ja auch nicht immer vergleichen. ein gruppenfoto mit allen gibt's natürlich auch.




schon sweet, die beiden.


cassy, es war wirklich schön mit dir. aber auch die schönste zeit ist irgendwann vorbei. das gute ist: es kommen bessere zeiten.

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