Dienstag, 19. April 2011

Ein Trend, der mir Angst macht.

In letzter Zeit ist mir ein Trend aufgefallen, der mir Angst macht. Kurze Anmerkung: „in letzter Zeit“ ist ein dehnbarer Begriff von in den letzten zehn Jahren bis zu in den letzten paar Wochen. Zurück zum sogenannten Trend. Ich hab das Gefühl, dass es momentan der allerletzte Schrei ist, dass es total in ist, keine Zeit zu haben, so wie diese bescheuerten bauchfreien Shirts überall Genauso angesagt: immer im Stress und ständig unterwegs sein.
Ich weiß selber nicht genau, wie ich darauf komme. Schon früher in der Schule kam es mir vor, als wären die kuhlsten Leute immer die, die keine Zeit haben. Und ich verstehe das einfach nicht. Alle möglichen Leute sind ständig unterwegs und 24/7 suuuuperbusy und finden sich toll dabei. Warum, frage ich mich? Ist man kuhl, wenn man niemals Zeit hat, damit die Leute, die einen nie zu Gesicht bekommen, einen umso kuhler finden, wenn man sie denn mal zufällig irgendwo sieht?
Wenn man sich dann austauscht, dann hört man nur Dinge wie „Boah, ich bin total beschäftigt dieser Tage, hab ultraviel zu tun, blablablaaaa.“ Und ich frag mich so: Ist das kuhl? Was soll daran kuhl sein? Und vor allem, warum muss man das immer mitteilen? Es tut mir ja sehr leid, wenn man niemals Zeit hat, aber warum muss man mit einem Schild um den Hals rumlaufen, wo draufsteht „Sorry, keine Zeit! Stress!“?
Ständig sind Leute im Stress und haben keine Zeit. Ich fühl mich schon fast unkuhl, weil ich mich nicht stressen lasse, weil ich jetzt hier sitze und schreibe und mir die Zeit nehme und ganz ehrlich, ich hab heute auch nichts mehr zu tun. Bin ich jetzt unkuhl? Bin ich unkuhl, weil ich weiß, dass ich Freitag Abend Zuhause auf’m Sofa rumhängen werde, mit einem Bier, und einfach mal gar nichts mache? Bin ich unkuhl, weil mein Tag nicht Minute für Minute, Weg für Weg, komplett durchgeplant ist? Wenn ich mir anschaue, wie unterschiedlich ich dabei bin im Gegensatz zu meinem sozialen Umfeld, kann ich folgern: Ich bin unnormal. Die Gründe: Ich nehme mir Zeit für mich; ich muss nicht 24 Stunden am Tag auf den Beinen sein, um mich toll zu fühlen; ich mache Sachen, die mir Spaß machen. Und trotzdem lebe ich. Und es geht mir gut dabei. Ich stehe nicht kurz vor einem Burnout, und ganz ehrlich, das finde ich kuhl. Und eigentlich finde ich mich auch so ganz kuhl.
Trotzdem hoffe ich, dass dieser Trend nur vorübergehend ist. Weil ich mir Sorgen um die Leute machen. Weil ich ihn einfach nicht verstehe. Weil ich nicht verstehe, wieso man so schnell leben muss. Lasst euch doch mal Zeit. Um’s mit den Worten des einzigartigen Dirk Bernemann zu sagen: „Mensch, mach dein lautes Leben leiser!“ Ja, ich finde auch, dass der Mensch das tun sollte.
Und Gisbert sagt es ja auch: „Verschwende deine Zeit, du wirst schon sehen, wohin das führt, dieser ganze Geiz ist sowieso nicht wirklich geil.“ 


3 Kommentare:

  1. Hach, das ist mein absolutes Herzlied von ihm. Zum Thema: Meine Tage sind extrem durchgeplant, weil ich das brauche. Ich liebe es, Pläne zu machen (neue Textidee!) und an Arbeitstagen muss ich auch ein bisschen alles durchtakten, damit alles, was ich will klappt. Aber ich sehe noch kein Schild um meinen Hals, Gott sei Dank. Und es gibt ja auch noch das Wochenende!

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  2. Gut, dass du noch kein Schild hast. Ich hoffe, das bleibt so. Bei dir hab ich aber auch das Gefühl, dass du trotzdem entspannt bist dabei. Und das find ich super. Während andere ja wirklich permanent unter Strom stehen. Und das find ich wiederum nicht so super ;)

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  3. Ich liebe es Zeit zu haben und keinen Stress. Ich mag Leute ohne Zeit und mit Stress nicht. Was bringt denn der ganze Stress und das keine Zeit haben? Nix.

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