Mittwoch, 27. April 2011

Ich geh mich dann mal ablenken.


Ich studiere. Manchmal. Mein Studium sieht in etwa so aus: Ich gehe zur Uni. Manchmal. Und: Mein Studium besteht zu sagen wir mal 20 Prozent aus Studieren. Und zu 80 Prozent daraus, wie ich mich vom Studieren ablenke.
Ich glaube, das kennen wir alle. Auch ehemalige und Nicht-Studenten. Man muss was tun, hat aber absolut kein Bock. Und deshalb fasse ich mal zusammen, wie man sich am besten ablenken kann.

1. Triff dich mit Freunden. Geh mit ihnen Kaffee, Tee, Bier oder sonstwas trinken. Das Gute daran ist, dass man nicht nur sich selber, sondern auch noch andere Leute von der Arbeit ablenkt. Damit ist der Auftrag dann doppelt erfüllt.

2. Geh shoppen. Geh in die Läden und probiere irgendwelche Sachen an. Ganz egal, ob sie dir gefallen oder nicht. Mach es einfach. Das ist lustig und kann manchmal ziemlich lange dauern. Vor allem, wenn man wirklich was findet, was man haben will. Dann zieht man das Teil ja eh noch drei Mal an, bis man sich dann wirklich zum Kauf entscheidet. Und wenn du dann wieder Zuhause bist, kannst du die Sachen nochmal anziehen. Mit deinen Sachen kombinieren. Noch mehr Zeit totgeschlagen, yeah.

3. Generell, so Beauty-Kram ist eh super zum Ablenken. Ich finde, gerade Augenbrauenzupfen ist etwas, wofür man sehr viel Zeit haben sollte. Und dann kann man auch noch so tolle Sachen machen wie Nägel lackieren. Natürlich auch die Fußnägel.

4. Häng auf’m Campus rum. Da kann man, auch in den „Ferien“, zumindest im „Sommer“, wunderbar Menschen beobachte. Beobachte diese Leute. Denk dir Geschichten zu ihnen aus. Und, was auch gut ist: Auf’m Campus hat man zumindest ein bisschen das Gefühl, als würde man was tun. Das beruhigt das Gewissen.

5. Schreib diese ausgedachten Geschichten auf. Sowieso, kümmer dich mal um die Künste. Man kann dabei ungeahnte Fähigkeiten entdecken. Ich hoffe schon seit Jahren, dass ich damit mein Talent zum Zeichnen entdecke. Vergeblich bisher. Aber ich habe es schon oft probiert. Du kannst aber auch ein Instrument lernen. Dafür braucht man lange. Das ist gut so.

6. Lies mehr. Ich finde ja, dass die meisten Menschen eh viel zu wenig lese. Wenn du nicht weißt, was, dann nimm einfach die großen Standardwerke. Faust, Kabale und Liebe, die Bibel, ganz egal, Hauptsache nicht jünger als mindestens 100 Jahre. Oder nimm die Bestsellerlisten. Dann kannst du auch mitreden. Und wenn dir ganz langweilig werden sollte, dann lies doch einfach Krieg und Frieden. Oder Menschliches, Allzumenschliches. Dann kennst du dich richtig gut aus.
Wenn dir das zu kompliziert ist, dann bitte doch einfach deine Freunde, für sie korrekturzulesen. Das geht zumindest, wenn du mit Punkt 1 keinen Erfolg hattest. Lies ihre Arbeiten und lass deinen Korrekturen freien Lauf. Das macht Spaß. Und eventuell findest du dabei auch ganz neue Interessen, wie Elektrotechnik oder so. Und du könntest darüber nachdenken, ob du nicht vielleicht doch LehrerIn werden solltest…

7. Reise ein wenig umher. Dafür gibt es, wenn man Glück hat, das Semesterticket. Nutz es, schließlich zahlst du dafür um die 700 Euro. Andere Ziele sind aber natürlich auch in Ordnung, wenn man mal so richtig raus will. Vergiss dabei aber nicht, dein Gewissen in deiner kleinen Studentenbude zu lassen. Jemand muss schließlich auf deine Sachen aufpassen. Mach Städtetrips, jedes Wochenende am besten, und unternimm ganz viele Dinge dort.

8. Danach solltest du dir einen Job suchen.

9. Beantworte alle Mails, die in deinem Postfach vor sich hingammeln. Alle! Du könntest allerdings auch anfangen, Briefe zu schreiben. Ich schreib gerne Briefe. Dafür braucht man länger als für eine Mail. Und das heißt wiederum, dass man sich länger ablenken kann. Yeah!

10. Geh. Mehr. Feiern! Mindestens drei Mal pro Woche. Damit bist du dann nicht nur für eventuelle Nachtschichten am Schreibtisch aus dem Schneider, sondern hast gleichzeitig eine supergute Ausrede für dich selbst, am nächsten Tag nicht arbeiten zu müssen. Schließlich ist man verkatert, der Schädel brummt, alles tut einem weh, der Magen spielt nicht mit, wie sollte man es da schon am Schreibtisch aushalten? Eben. Also: Mehr feiern gehen.

11. Mein letzter und ultimativer Tipp: Die Wohnung putzen. Nie ist meine Wohnung so sauber wie in Klausurphasen. Oder wie von Februar bis April oder von Juli bis Oktober. Vorher geh ich immer irgendwelche Hightech-Putzmittel kaufen und dann lege ich los. Man glaubt gar nicht, wie viel Dreck sich ansammeln kann. Und wie viel Spaß es macht, den zu beseitigen. Werd zum Putzteufel. Staubsaugen, wischen, Parkett polieren, Staub wischen, Fenster putzen, das Bad zum Strahlen bringen. Wiederhole diesen Vorgang immer dann, wenn du irgendwo auch nur das kleinste bisschen Dreck, Schmutz oder Kalk entdeckst. Wäsche waschen macht dann auch immer superviel Spaß, übrigens. Wenn du das alles machst, dann lenkst du dich nicht nur sehr gut ab, sondern deine Wohnung wird außerdem wie eine Aprilwiese riechen. Oder wie auch immer diese Gerüche heißen.

Ich könnte diese Liste unendlich fortführen. Es gibt einfach viel zu gute Ablenkungsmöglichkeiten. Im Internet surfen beispielsweise geht auch ganz gut, dabei kann man auf tolle Musik, peinliche Videos und alte Fotos stoßen. Oder auf diesem Blog hier. Wenn du das hier liest, ist der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Herzlichen Glückwunsch!
Und ich, ja, mal schauen, was ich jetzt machen werde. Ich glaube, ich muss Wäsche waschen. Und irgendwas Essbares auftreiben. Und dann…  mal schauen, was mir dann noch einfällt.

3 Kommentare:

  1. Hahahahaha, das unterschreib ich sofort.
    So sah mein Studium auch aus. Und nun, da der Lerndruck weg ist, komme ich auch gar nicht mehr dazu, meine Wohnung zu putzen, zu lesen oder meine Augenbrauen zu zupfen. Schrecklich.

    AntwortenLöschen
  2. Hahaha, Grandios! Ich habe sehr gelacht und mich sofort wiedergefunden. Vor allem in dem Punkt: Häng auf dem Campus rum, dann fühlt es sich wenigstens so an, als würdest du was tun. Darin war ich Profi!

    AntwortenLöschen
  3. so wahr, so traurig...?!
    ich unterschreibe alles so, bis auf "die wohnung putzen", das schaff ich nicht mal im angesicht der größten langeweile.

    so, jetzt fünf stunden royale hochzeit gucken und dafür das blockseminar sausen lassen - klingt das nicht nach einem super plan? ;)

    liebe grüße,
    louisa

    AntwortenLöschen