Ich philosophiere ab und zu ja gerne mal rum. Meistens ohne großen Erfolg. Und keine Ahnung, ob das hier gut geht. Aber ich widme diesen Text dem unglaublich gutaussehenden Julian.
Wir ziehen durch die Straßen, um die Häuser. Am helllichten Tag. Die Sonne scheint, der Wind zieht durch unsere Haare. Es ist fast ein bisschen kalt.
Ich habe einen Termin, wichtig und irgendwie auch nicht, und vor allem habe ich keine Lust hinzugehen. Ich möchte lieber verrückte Sachen machen. Haare schneiden lassen, Unterwäsche kaufen, rumsitzen und die Welt beobachten. Sowas halt.
Aber du sagst „Das Leben ist kein Wunschkonzert“, und ich denke nach.
Ja, das hörte ich schon oft, und das sagt man ja auch oft, immer wieder, wenn man sich einreden will, dass man seinen Pflichten ja gefälligst nachzugehen hat.
„Und wenn es aber doch ein Wunschkonzert ist?“, frage ich dich.
Ein Weilchen sagst du nichts. Ich weiß nicht, ob du überhaupt etwas gesagt hast. Also mache ich weiter. Das kann ich gut, und viel, reden und so.
„Und wenn das Leben doch ein Wunschkonzert ist?“, sage ich, „und wenn es sich nur so tarnt, als sei es keins?“
Dann sagst du doch wieder was. „Das wäre aber ganz schön mies vom Leben, wenn es so tut, als sei es keins, aber in Wirklichkeit doch eins ist.“
Ja, das stimmt, denke ich. „Ja, das stimmt“, sage ich. Und ich denke nach.
„Naja, vielleicht liegt genau darin der Trick des Lebens. Man denkt immer, es sei kein Wunschkonzert. Aber es ist halt doch eins. Und wenn man das begriffen hat, dann hat man’s geknackt. Vielleicht sogar den Sinn verstanden.“
Dazu sagst du dann nichts mehr. Wir reden über das, was wir in den Schaufenstern sehen. Darüber, dass ich keine Lust auf meinen Termin habe. Dass du mich trotzdem dahinzwingst, und ich bin dir ein bisschen dankbar.
Und ich denke weiter nach. Frage mich, ob das Leben ein Wunschkonzert ist. Ob man sich das wünschen sollte, was man hat, weil es dann eins ist. Ich frage mich, ob Wunschkonzerte Eintritt frei sind. Oder ob man Eintritt bezahlt, und sich dann aber was wünschen kann. Weil das dann für mich auch ein bisschen Sinn macht. Und warum mich sich nicht einfach nimmt, was man sich wünscht. Warum lache ich nicht einfach, wenn ich mir wünsche zu lachen? Und wenn ich mir im Winter Sonne wünsche, vielleicht gibt’s die ja auch, aber dann ist es halt trotzdem kalt. Aber wenn ich mir Sommer wünsche… Aber wer hat gesagt, dass sich Wünsche sofort erfüllen müssen. Dann warte ich halt. Ich glaube, dass die Dinge sich erfüllen, die wir uns wünschen. Heute habe ich mir einen guten Tag gewünscht. Ich stand vor dem Spiegel und sagte „Guten Tag, Herdis“, und er wurde wirklich gut. Unter anderem, weil mein Termin echt gut lief. Du hast mich gezwungen, hinzugehen. Weil das Leben kein Wunschkonzert sei, wie du denkst. Ich bin dir ein bisschen dankbar. Aber ob ich dir glaube? Ich glaube nicht. Mein Leben ist ein Wunschkonzert. An manchen Tagen zumindest. Und die restlichen Tage warte ich.
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