Sonntag, 1. Mai 2011

Ein Mann im roten Anzug.


Am gestrigen Samstag war es soweit. Ich machte mich auf den Weg nach Bremen, meine geliebte Geburtsstadt im Norden. Der Grund dafür war Folgender: Das Landesjugendorchester Bremen feierte sein 40-jähriges Jubiläum. Und warum war ich da? Weil ich selber acht Jahre in diesem wunderbaren Orchester aktives Mitglied war. Acht dieser vierzig Jahre gehören mir. Nicht nur mir, aber auch mir. In diesem Orchester sammelte ich meine ersten und besten Orchestererfahrungen, lernte besondere Leute kennen und machte Reisen, die ich sonst nie gemacht hätte. Immer wieder freute ich mich auf neue Projekte, immer wieder war ich traurig, wenn sich ein Projekt dem Ende neigte. Immer wieder hatte ich Rückenschmerzen, immer wieder konnte ich kaum den Probenalltag mit acht Stunden Probe erwarten.
Ich erinnere mich noch an das 30-jährige Jubiläum. Damals saß ich im Orchester. Gestern saß ich außerhalb des Orchesters, nicht auf der Bühne.
Das diesjährige traditionelle Osterprojekt und demnach auch die Konzerte standen unter dem Motto „Bad Boys of Rhythm“. Da wurden unter anderem das Percussion Concerto von J. Schwandtner und „Le Sacre du Printemps“ von Strawinsky gespielt. Solist war Stefan Rapp. Er stach unter den 108 Musikern besonders hervor, nicht nur, weil er Solist war, sondern weil er in einem leuchtend roten Anzug auf die Bühne kam. Und er hat gerockt. Hat jemand schonmal ein klassisches Konzert mit Orchester gesehen, bei dem (unter anderem) eine Bassdrum auf der Bühne stand? Oder eine goldglitzernde Trommel? Das habe ich gestern gesehen. Nicht nur der Solist brachte mich, während ich auf dem Balkon im Großen Saal der Bremer Glocke saß, zum Mitwippen. Auch das Orchester hat eine wahnsinnig gute Leistung erbracht. Natürlich auch bei Strawinskys Werk. Ich saß da oben und war wirklich stolz auf diese professionelle Leistung. Ich war stolz auf das Orchester, auf all die (noch teilweise sehr jungen) Musiker und den großartigen Dirigenten Stefan Geiger. Und ein bisschen auch auf mich, weil ich auch mal da unten saß. 

Ich muss zugeben, dass ich durchaus ein wenig traurig war. Dass ich oben und nicht unten saß. Dass ich Stefan nur von hinten und nicht von vorne sehen konnte. Dass ich den ganzen Sound gehört habe und nicht den von meinem Platz aus. Ich fragte mich, wieso ich hier und nicht da sitze, obwohl ich die Antwort kenne. Trotzdem war es wunderwunderschön, der ganze Abend. Nach dem Konzert ging’s noch in einen ziemlich schicken Laden, zu Sektempfang, Buffet und Quatschereien. Ich habe mich sehr gefreut, ein paar alte Gesichter von früher wiederzusehen. Und ganz egal, was ich seitdem für Musik gehört habe: Das gestern und alles, das ist wirklicher Rock’n’Roll. Die meisten Leute wissen gar nicht, was echter Rock’n’Roll ist, leider.
Ich für meinen Teil gratuliere dem LJO Bremen zum 40-jährigen Bestehen. Ich wünsche weiterhin viel Spaß, schöne Proben(phasen), die sich lohnen und noch schönere Konzerte. Und irgendwann werde ich auch wieder dabei sein, ein Mal zumindest. Vielleicht beim Metropolis-Konzert im Herbst? Wir werden sehen.

1 Kommentar:

  1. Dann habe ich heute am Bahnhof doch richtig geschaut. Ich glaube ich habe dich gesehen als ich mit meinem Freund dort lang gegangen bin. Aber es scheint sich ja dann gelohnt zu haben, wenn es toll war, ist das immer eine gute Sache.

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