Heute war ein guter Tag. Ich habe der wunderschönen Villa Ichon einen Besuch abgestattet. Dort war nämlich heute Stefan Petermann, der wiederum Preisträger der diesjährigen Bremer Netzresidenz ist - ein Preis für Online-Literatur-Projekte, der vom Literaturhaus ausgeschrieben und vergeben wird.
Und das Projekt von Herrn Petermann ist wirklich ganz toll. Es heißt Das Gegenteil von Henry Sy - und das ist ein Roman, der auf Facebook geschrieben wird. Dazu dient diese neue Timeline dort, und immer wieder gibt es da neue Episoden in Form von Fotos, Texten, Gedanken, Videos, die aber nicht chronologisch gepostet werden (aber chronologisch nachzulesen sind). Um eine genauere Vorstellung davon zu kriegen, sollte man am besten einfach mal draufklicken. Nebenbei könnte man beispielsweise auch Fan werden. Im Übrigen bloggt Stefan Petermann auch über das Projekt, da schreibt er also sozusagen über das Schreiben und das Projekt an sich.
Anyway. Im Rahmen dieses Projekts fand heute ein Workshop mit Herrn Petermann statt, an dem unter anderem ich (Überraschung!) teilgenommen habe. Und das war ein wirklich sehr schöner Nachmittag. Er hat viel über das Projekt gesprochen, seine Ideen, die Probleme bei der Umsetzung, seine Erfahrungen, über das Schreiben und Literatur generell und andere Sachen.
Ziel des Workshops war es, sich mit dem Roman und seinen Figuren auseinanderzusetzen und gerade über die Nebenfiguren ein wenig nachzudenken und die Geschichten dieser ein bisschen weiterzuspinnen. Dass dabei quasi alles offen ist, ist zwar schön, weil man dann quasi alles reindichten kann, aber das macht es auch umso schwieriger. Ich habe mich für die Figur Samuels entschieden, das ist der Sohn vom Henry. In dem Roman wird einerseits die Geburt in einem Beitrag erwähnt, und es kommt noch zu einem weiteren Auftritt Samuels, den ich dann als Inspiration für meine Schreiberei nutzte. Herausgekommen ist was Lyrisches, das bisher weder Titel noch eine ausformulierte Rahmenhandlung hat - aber die Idee dazu ist vorhanden, für den Titel noch nicht. Vielleicht wird der Text demnächst auch im Rahmen des Facebookromans auf der Seite erscheinen. Wenn das passiert, könnte es sein, dass ich noch mal ganz dezent darauf hinweise. Hier erst mal die erste Version und nun braucht mein Gehirn Ruhe.
Ein Moment der Schöpfung,
(du sagtest: zweiter Sonnenaufgang
– für mich nicht zu sehen
trotz unserer Augenhöhen,
die fast dieselben waren –
nur ein wenig
Luft dazwischen)
einige Sternbilder danach,
kann nicht ohne
Zerstörung da sein
wie die Vitrine
und die Bierflasche
und Schritte, die
nie gemacht werden
zu Menschen in Träumen,
die ich nie gesehen hatte –
wie kann das sein
ohne verwischte Farben?
Gemalt werden Schreie
nicht von selbst
und Fragen sind
auch grundlos da
und
unausdrücklich
bleibt das Übersetzen von
Üblichkeiten in Antworten
– dann wieder
Scham und Stille
in der man ertrinken
könnte
wenn verbrauchte Ruhe
nicht zu dunklem
Staub würde
– das Wir im
Zwischenjetzt: nur
ein Punkt, der sich
streichen lässt
von Listen
wie Gedanken,
die knacken,
wenn man ihnen
zu nahe kommt
– ein Wind,
der weht,
weil irgendwo
eine Tür
zu viel
offen steht
– dabei: ein kleiner
Geruch, der Äpfel
bei sich hat
und ich weiß,
warum mir langweilig ist
wenn du vom
Gegenteil sprichst
denn ich
verstehe nur
das Gegenteil des Gegenteils vom Gegenteil
und das Rüberstellen
von Fragen:
Gibt es zwei Menschen,
die weiter voneinander
weg sein können
und zwei Herzschläge,
synkopischer als
unsere?
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