Sonntag, 22. Mai 2011

Ein Samstag in der Notaufnahme.


Vor nicht allzu langer Zeit ging ich relativ unbeschwert mit wenig Gepäck aus dem Haus. Ich wohne nicht weit weg von der Göttinger Innenstadt, und trotzdem ist mir auf der Strecke etwas extrem Dummes passiert. Ich bin über eine Stufe gestolpert, kam unten an, halb am Liegen, und vor allem war mein Fuß nach innen geknickt. Schock. Autsch. Die Sonne schien, es war Wochenende = Göttingen war voll mit Menschen. Alle liefen vorbei. Apathisch und wirklich unter Schock stehend, ging, nein humpelte ich in die nächste Apotheke und kaufte kühlendes Schmerzgel, dessen Kühlung für etwa zehn Sekunden anhielt, und einen Stützverband. Da war so ein wichtiger Termin, den konnte ich nicht absagen, da musste ich durch. Das machte das Ganze sehr emotional. Da es Samstag Nachmittag war, hatte ich eigentlich keine andere Möglichkeit: Ich musste ins Klinikum. Eine besonders liebe Freundin brachte mich dorthin. 

Erstmal musste ich mich anmelden. „Hallo, ich bin umgeknickt und das tut weh“. Ja, manchmal kann ich schon auf den Punkt kommen. Irgendwann waren die mit der Anmeldung fertig, wollten aber keine zehn Euro haben. „Wir haben hier keine Kasse, das müssen Sie überweisen“. Oooookay. Na dann. Dann musste ich warten. Dann wurde ich in einen geheimen Trakt geführt, Kabine drei. Da musste ich wieder warten. Die Schmerzen waren echt doof. Irgendwann kam jemand. Fragte, was passiert sei. Fragte mich, wie ich heiße. Woher mein Name kommt. Was ich mache. Was ich denn studiere. „Aha, ja, sehr interessant, und jetzt warten Sie hier und dann geht’s zum Röntgen“. Irgendwann später wurde ich abgeholt. „Frau M.? Röntgen!“, und schon war die Gute weg. Ich humpelte hinterher, konnte gerade noch sehen, in welchem Raum sie verschwand. Als ich da völlig außer Atem ankam, hechelte ich „Sorry, ich bin gerade nicht so schnell“, sie lächelte fast taub. „Ja, dann ziehen Sie sich mal aus. Sind Sie schwanger?“ Sehr gerne. Und, äh, nein, tut mir leid. Daraufhin wurde mein angeschwollener Fuß verdreht und fotografiert. Dann sollte ich wieder zurückgehen, irgendwann ging die Tür zu dem geheimen Trakt auch mal auf. Dann musste  ich wieder warten. Diverse Minuten später kam die Ärztin wieder. Ich hatte mich schon darauf gefreut, wie das Licht angeht und meine Bilder dagegen gehalten werden. Aber nein, alles digital. Ich bestaunte mein Sprunggelenk auf dem Bildschirm. Knochen alle heile. Dann sollte ich mich hinlegen und meine Beine aufstellen. Die Gute drückte mechanisch an meinem linken Fuß herum. „Tut das weh? Tut DAS weh? Und hier?“ Nein. Nein. Nein. „Nein, nein, nein“, sagte ich. Ich war mir nicht sicher, was das alles sollte, also sagte ich, vollkommen der Wahrheit entsprechend: „Nee, da tut nichts weh. Aber das ist ja auch der falsche Fuß.“ Die hat doch allen ernstes meinen linken heilen Fuß untersucht. Unter den Röntgenaufnahmen stand „rechtes Sprunggelenk“. Na dann. Aber nein, mein rechter Fuß ist voll okay, der ist nur angeschwollen, weil ich das so schön finde. Oder was?! Dann nahm sie meinen rechten Fuß und dann tat es auch wirklich weh. Sie sagte irgendwelche Sachen in ihren nicht vorhandenen Bart und ging. Ich wartete darauf, dass mir jemand einen Verband macht. In der Zwischenzeit musste ich mit anhören, wie sich jemand mit der Kettensäge verletzt habe, sich nicht sicher war, ob ein Tetanusschutz vorhanden sei, ganz normale Dinge. Mir kamen fast die Tränen. Einige Monate später erhielt ich dann den Verband. Und Krücken. Und sonst wurde mir nichts gesagt. Nur, dass ich zwei Tage später zum Arzt gehen solle. Gehen, haha, ja, ich lach dann mal später. 

Ja, wo verbringt man lieber seine Samstage, wenn nicht in der Notaufnahme. Da fällt mir so spontan nicht wirklich was ein. Euch etwa?


6 Kommentare:

  1. Ja das kenne ich. Nie weider werde ich in eine Samstags oder Sonntags Notaufnahme gehen. Wir sind übrigens Nachbarn und in deinem Haus wasche ich immer meine Wäsche :-)))))

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  2. Ach! Dann weiß ich jetzt ja, über wen ich mich aufregen kann, wenn mal wieder alle Maschinen belegt sind... ;-)

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  3. Ja genau. Mich kotz das auch voll an. Immer wenn ich waschen will ist alles besetzt:-)

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  4. Kenn ich... Und ganz toll find ich auch die Leute, die nicht wissen, wie eine Waschmaschine funktioniert. Bin da schon diverse Male in Waschsuppe getreten. Ganz toll. ;-)

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  5. "In der Zwischenzeit musste ich mit anhören, wie sich jemand mit der Kettensäge verletzt habe, sich nicht sicher war, ob ein Tetanusschutz vorhanden sei, ganz normale Dinge." --> hahahaha!
    Oh Man, das hört sich so blöd an. Ist das etwa vorm Apex-Auftritt passiert? Gute Besserung!

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  6. Jooo, ist davor passiert. Das machte den ganzen Auftritt zumindest von meiner Seite aus sehr... schmerzhaft?! ;-)
    Übrigens bin ich nun offiziell arbeitsunfähig, das heißt, ich gehe Donnerstag nicht zur Uni und bin demnach auch um 20 Uhr zu Hause. Freu mich schon auf den Besuch! :-)

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