Freitag, 1. Juli 2011

Wem gehört der Mond?

Die Auswanderer, die Einwanderer – ich möchte auch mal zu einem der beiden gehören. Zu den Auswanderern. Ich finde leider kein Land auf diesem Planet so gut und so schön und so perfekt, als dass ich in ihm leben wollen würde. Selbst unbewohnte Inseln sind Teil irgendeines Staatsgebietes, das mehrere Tausend Kilometer entfernt liegt. Und das nur, weil man sich von der Vergangenheit nicht verabschieden kann. Und das nur, damit eine unbewohnte Insel nicht mal in der Theorie systemlos, paragraphenlos, sinnvoll sein kann.

Der Mond ist düster heute Nacht. Das macht ihn für mich so attraktiv. Hinter’m Mond leben, wo’s dunkel ist, wo mich nichts blendet, das muss doch schön sein. Und ich stelle mir vor, dass es auf dem Mond still ist. Vollkommene Ruhe. Kein unangenehmes Schweigen. Ich habe mal gelernt, dass Stille umso heftiger wirkt, je lauter die Sequenz davor ist. So stelle ich mir das vor. Heftige Stille nach allem.
Also will ich auswandern. Auf den Mond. Ich will die Stille genießen, die scheinbare Einsamkeit und ich will da stehen, der Erde beim Auf- und Untergehen zusehen und sie alle einfach auslachen. Weil sie sich freiwillig all dem hingeben. Weil sie letztendlich immer noch nicht begriffen haben, dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht zum vollkommenen Glück führen können.

Aus Formaten wie „Goodbye Deutschland“ will ich Leben wie „Goodbye Earth“ machen und diesen kleinen blauen Punkt beobachten. Und vielleicht ist das auch einfacher, als in irgendein Land zu gehen. Ich brauche keine Staatsangehörigkeit, keine Green Yellow Blue Purple Pink White Card, sondern einfach nur Sauerstoff. Muss ich mich dafür an irgendwelche Behörden wenden? Kann ich Probleme wegen meiner Staatsangehörigkeit bekommen? Und plötzlich weiß ich nicht mal, wem der Mond eigentlich gehört. Hängt das von den Flaggen ab? Wer mal da war? Wer ein bisschen Staub mitgenommen hat? Ich bin von mir selber überfragt. Jedes Vorhaben ist so anstrengend. Alles muss genauestens geplant werden. Obwohl ich doch gar nicht viel brauche. Nicht mal viel Geld, hartes Shopping fällt da oben schließlich weg. Ich will doch einfach nur da sein. Im Stillen atmen, die Schreie ersticken und dem Licht hinterherlaufen. Aber immer auf der Suche nach der günstigsten und schnellsten Verbindung, ohne Bahncard, scheitere ich an dem Lärm und allem. Und das nur, weil ich nicht weiß, wem der Mond gehört. Also heule ich ihn an, voller Fragen und hoffe auf eine Antwort. Gespanntsein, ob sie jemals kommt. Bis dahin schmiede ich Pläne. Ich denke nach über Staaten und darüber, mich mit Physik auseinanderzusetzen. Dann könnte ich meinen eigenen Mond bauen, vielleicht. Ein Ort für Stille und die Stille. Ich könnte dann auch noch andere Leute einladen, in diese Nicht-Welt mit einem Nicht-Staat. Und wir könnten riesengroße Partys feiern. Im Stillen, natürlich.





Foto von letzt.





Aufgenommen in Byron Bay, Australien, kurz vor Sonnenaufgang.

2 Kommentare:

  1. Ja, wem gehört der Mond den nun? Den Amis vielleicht, weil den ja eh schon die ganze Welt gehört, jedenfalls verhalten sie sich so. Warum also nicht auch der Mond. Stille ist etwas wunderbares. ich liebe Stille, auch wenn sie einen sehr nerven kann. Aber selber bauen, das it doch eine schöne Vorstellung.

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  2. Der Mond gehört dir und mir. Er gehört uns beiden. Er gehört uns allen. Und doch niemandem.

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