Vor kurzem unterhielt ich mich mit zwei Guten über Sternzeichen. Ich war in der Minderheit. Ich weiß nie, ob ich an sowas glauben soll. Ich denk mir: Sollen wirklich irgendwelche Sterne und Planeten, die ich noch nie gesehen habe, dafür sorgen, dass ich so bin, wie ich bin? Sorgt mein Geburtstag dafür, dass ich so bin, wie sich das mal irgendjemand vor langer Zeit ausgedacht hat? Ich denk mir: Man reihe zehn Eigenschaften aneinander, und mindestens fünf passen zu dir, also denkt man: Wow, da ist ja voll was dran!
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich an sowas glauben soll. Trotzdem habe ich mal darüber nachgedacht, wie ich angeblich so bin.
Mein Pass sagt mir, ich sei ein Fisch. Also, nicht direkt, aber mein Geburtsdatum. Ein guter Märzfisch, mittendrin. Irgendwelche Leute sagen, ich hätte Eigenschaften. Die Leute sind Esotherikfans. Diese Leute sagen, dass ich auch eine Faszination für das Mythische habe. Hm.
Man sagt, ich vermeide Streit, Konflikte und Auseinandersetzungen. Hm. In der Tat vermeide ich Streit, kann mich jedoch oft bei unbeteiligten Personen richtig aufregen und in Rage kommen. Dann sagt man mir eine „hysterische Stimme“ nach. Aber wenn ich dann streite, raste ich manchmal so richtig aus, das durften bisher noch nicht viele Leute erleben. Normalerweise will ich das dann aber auch wieder ausbügeln, in Ruhe drüber reden. Ein paar Mal habe ich bisher gemerkt, dass das einfach nichts bringt, weil man mich beleidigt oder so tief in meinem Wesen verletzt hat, dass mir alles Gute egal ist.
Man sagt, ich sei nicht zu verstehen. Also, ich verstehe mich. Allerdings, hm, manchmal habe ich das Gefühl, nicht wirklich verstanden zu werden. Mir ist klar, dass viele meiner Handlungen nicht nachvollziehbar sind. Entscheidungen auch nicht, die mag ich nicht. Ich bin mir manchmal unsicher und rede mit Leuten darüber, was ich tun soll. Aber letztlich mach ich dann doch das Gegenteil. Wie wenn ich darüber nachdenke, ihn anzurufen, und ich es einfach nicht weiß. Ich frage Leute: Soll ich ihn anrufen? Sie sagen: Nein! Und am nächsten Tag mach ich’s doch. Logik ist das nicht. Aber ich fühle mich unwohl, wenn ich logisch denke. Und letztendlich ist das doch auch nur auf meine so tolle Intuition zurückzuführen, die sagt man mir nämlich nach. Tatsächlich entscheide ich vieles aus’m Bauch hinaus, jenseits von jeder Vernunft. So war auch die Entscheidung, damals nach Göttingen zu kommen: Ich war schon kurz davor, mir in Duisburg Wohnungen anzusehen. Wollte ich dann aber nicht. Dann war ich gerade dabei, meine Unterlagen für Kiel zusammenzusuchen. Und dann kam der Brief aus Göttingen und da wusste ich: Ja, Mann, das machste mal. Und ich bereue das nicht. Demnächst steht wieder eine Entscheidung an, und ich habe Angst davor. Ich warte noch auf den Moment, in dem meine Intuition wieder auftaucht.
Manchmal macht mir diese Intuition sogar Angst. Zweimal hatte ich im letzten Jahr die Ahnung, dass was Schlimmes, also für mich Schlimmes, passieren würde. Und beide Male ist das passiert. Das macht mir Angst.
Man sagt, ich sei sensibel und verschlossen. Hm. Eigentlich hielt ich mich bisher für relativ offen und robust, irgendwie. Aber wenn ich genauer hinschaue, dann stell ich einiges fest. Ich glaube, ich wirke so, offen und alles, und bin es irgendwie auch, aber mein wirkliches Seelenleben, das durchblicke ich ja selber kaum. Schreiben hilft mir dabei, mich wirklich auszudrücken. Aber manchmal reichen selbst Worte nicht. Ich wünsche mir manchmal, dass Leute das mehr sehen, dass sie sehen, dass ich nicht immer nur heiter bin und alles (das sagt man auch über mich), sondern auch, dass das nur die Oberfläche ist. Ich bin ein Fisch, ich kann nicht lange an der Oberfläche sein, das Echte spielt sich dadrunter ab.
Angeblich helfe ich Menschen gerne. Hm. Tatsächlich lehne ich meine Hilfe nur äußerst selten ab, eigentlich nur, wenn ich mir selber gerade wichtiger bin, oder, wie man sagt: wenn ich mich zurückziehe. Aber eigentlich helfe ich und finde das auch schön, dann fühl ich mich gut, dann denke ich, dass die Leute wirklich mich brauchen und aus Gründen auch wirklich mich fragen. Ein Nachteil ist dabei, dass ich (der Fisch) mich dabei leicht in Leben anderer verwirkliche oder so, da mehr drin aufgehe als in meinem eigenen Leben. Das erklärt vielleicht, wieso ich mich über gute Neuigkeiten von Leuten mehr über diese freue als die Leute selbst.
Generell sagt man, ich sei menschenliebend. Das stimmt nicht. Es gibt tatsächlich Menschen, die ich hasse. Sehr. Ohne irgendeinen bestimmten Grund. Es gibt auch Menschen, die ich hassen sollte. Die hasse ich aber nicht. Weil ich wahrscheinlich niemals aufhören kann, in ihnen das Gute zu sehen. Aber ich hasse Menschen, die Tieren wehtun. Das ist auch leicht, weil ich die ja nicht kenn.
Andere Sachen: mangelnde Konsequenz, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz. Das unterschreibe ich so. Tatsächlich bin ich oft faul. Nicht dumm, ich habe nur manchmal einfach keine Lust. Dann denke ich: Hm, ich könnte so viel besser sein, wenn ich mehr Ehrgeiz hätte. Irgendwann kommt dann der Punkt, das ist auch normal für mich, an dem mich der Eifer packt und dann läuft’s auch. Und die Ergebnisse sind ja meistens Gute. Also, wieso was ändern.
Thema Liebe… Da sind Fische ja angeblich auch sehr eigen. Von wegen, Lust ist Liebe, man will erobert werden, kann nicht unterscheiden zwischen dem Ideal und dem, was in der Realität möglich ist, sucht unendliche Gefühle, bla. Hm. Keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Jedenfalls heißt es, dass der Fisch bei Enttäuschungen leicht zu Drogen und Alkohol neigt. Keine Ahnung, was ich dazu sagen soll.
Eine gute Seite: Man sagt, hat man einmal die Gefühle eines Fisches und seine Liebe und Freundschaft gewonnen, hält sie ewig. Angeblich suchen auch Leute das Gespräch mit mir, weil ich gut zuhören kann. Das stimmt, ich kann zuhören. Aber manchmal will ich auch, dass man mir mal zuhört. Ich rede viel, ich weiß. Und viel davon ist Unsinn. Trotzdem kann man nicht immer nur Mülleimer sein, sondern auch mal Müll. Vielleicht sollte ich sagen: Ich kann genauso gut zuhören, wie ich reden kann, also sehr gut, sehr viel, sehr lange, ohne Punkt und Komma.
Angeblich bin ich im Dienste der Menschheit unterwegs, will, dass alles schön und harmonisch ist und will helfen und so. Dabei hielt ich mich immer für ziemlich egoistisch und so. Aber dann fiel mir ein: Ich schreibe immer (also, ab und zu) Hausarbeiten und so über Dinge, zu denen es keine Sekundärliteratur gibt. Ich dachte immer, weil ich keine Lust habe, was durchzukauen, was schon seit Jahrzehnten wiedergekaut wird. Vielleicht ist das aber ja auch mein Dienst an die Menschheit. Falls jemand dann wirklich mal was über meine Themen lesen will, dann ist das tatsächlich möglich! Total gut.
Komme ich nun zum letzten Punkt und zu dem, worüber ich am meisten schreiben und nachdenken könnte: Angeblich lebe ich in einer Fantasiewelt, weit weg von allem, in meinen Träumen.
Ja, es stimmt: Ich kann nicht in der Realität leben, in keinem Land der Welt. Ich lebe in einer Welt, in der Beamte nur Menschen sind, die privat unheimlich große Probleme haben müssen. Aber wenn ich ihnen helfen kann, ihren Frust rauszulassen, indem sie mürrisch und bürokratisch zu mir sind, dann helfe ich ihnen gerne.
In meiner Welt werden Sternschnuppenwünsche wahr. Als ich klein war, sah ich eine Sternschnuppe. Ich wünschte mir eine Baby-Born-Puppe. Ich habe sie bekommen.
Ich lebe in einer Welt, in der alles irgendwie passt, in der alles irgendwie funktioniert. Und das, ohne dass ich dafür viel tun muss. Passt!
Ich lebe in einer Welt, in der es nichts Böses gibt, in der Sachen, die ich verliere, beim Fundbüro abgegeben werden; in der weder Menschen noch Männer böse Hintergedanken haben; in der so viel Zufall passiert, dass es schön ist; in der alles irgendwie seinen Grund haben muss, wieso laufen sonst überall diese Lieder?
Ich lebe in einer Welt, in der ich nicht zum Strand fahren muss, um die Wellen rauschen zu hören, denn ich habe das Rauschen in meinen Ohren. Ich muss nur die Augen zumachen. Nein, noch nicht mal das.
Aber manchmal holt mich die Realität ein. Ab, besser gesagt. Ohne anzuklopfen. Ist fast wie Abschiebung. Diese Momente mag ich nicht, weil dann die rosarote Märchenwelt, die ich für mich selbst gebaut habe, nur für mich, nicht mehr gehegt und gepflegt wird, sondern eingeht.
Jaja. Irgendwie bin ich ja manchmal wirklich so. Und wenn ich versuche, das Ganze mal ein wenig distanziert zu betrachten, denk ich nur so: Ah! Hilfe! Wirklich???
Aber es ist gar nicht so schlimm. Das merkt man, wenn man die Guten fragt: Bin ich wirklich so furchtbar?, und wenn sie dann sagen: Nicht immer. Und irgendwie stell ich mich auch gegen das Alles. Man sagt, Fische und Jungfrauen verstehen sie nicht, niemals, never ever. Wir haben das Gegenteil bewiesen. Vielleicht, weil wir alle gar nicht so furchtbar sind, wie man uns nachsagt. Und wenn das dann doch jemand findet, sagt man einfach: Hey, ich bin ein Fisch. Ist eine bessere Ausrede als: Hey, ich bin blond. Bin ich ja auch nicht.
Und so schlimm ist das ja auch alles gar nicht, sonst hätte ich ja keine Freunde. Wie unglaublich naiv von mir – typisch Fisch. Naja, so bin ich halt: ab und zu ein bisschen fischig. Aber alles in allem nicht immer furchtbar. Danke. Blubb.
Du bist also ein Fisch oder Fischin :-) Ich bin Löwe und habe mich auch mal mit meinem Horoskop oder den Eigenschaften des Löwen auseinander gesetzt. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, das nichts, aber auch rein gar nichts auf mich zutrifft, was sie Eigenschaften des Löwen angeht. Er drängt sich gerne in den Mittelpunkt. Das tue ich mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil. Ich bin froh wenn ich nicht gesehen werde.
AntwortenLöschenZudem kann er auf seine unwiderstehliche Ausstrahlung bauen. - Hm? Dazu kann ich nichts sagen, weil ich es einfach nicht weiß. Ohne eine gewisse Sorte Hemden oder das exklusive Rasierwasser kann so manch ein Löwe-Mann nicht leben.- Oh doch das kann ich sehr gut. Ich brauche keine schicken Hemden und auch kein tolles Rasierwasser. Das sind alles Äußerlichkeiten auf die ich keinen Wert lege. Die Liste ist so lang. Aber nichts passt... Also... glaube ich an solche Dinge auch nicht. Wie Du schon sagtest. Man reiht 10 Dinge aneinander und 5 davon Stimmen. So sind Horoskope ausgelegt. Es passt fast immer auf jedes Horoskop. Eben nicht auf meines.